Die praktischen Inhalte im Unterricht konnte ich trotz meines Rollstuhls mitmachen. Die Lehrkräfte waren sehr offen und haben sich individuelle Gedanken darüber gemacht. Es herrschte ein offener Austausch, dabei war mir sehr wichtig, dass meine Behinderung (OI = Osteogenesins Imperfecta) nie im Vordergrund stand. Auch für meine Mitstudierenden war es nie ein Thema gewesen, dass ich durch die Gänge rolle und nicht laufe.

Ich bin nun staatlich anerkannte Erzieherin und arbeite im Bühlerzeller Kinderhaus. Eines meiner wichtigsten Anliegen ist es, den Kindern den Rollstuhl mit all seinen Einschränkungen und Möglichkeiten nahe zu bringen. Die Kinder lernen den Umgang mit einer Behinderung und dem Rollstuhl. Es stellt für sie im Alltag keinen Unterschied mehr dar, ob sie nun eine Kollegin, die durchs Leben geht, begleitet und unterstützt oder ob ich das tue – eine, die durchs Leben rollt. Für die Kinder zählt die Offenheit, die Liebe und Achtsamkeit, die wir Erwachsenen ihnen entgegenbringen. Mein Leitsatz seit meiner Kindheit ist: „Ich bin nicht behindert. Ich bin nur anders!“

Es ist für mich ein Geschenk, Kinder in ihren frühen Lebensjahren zu begleiten, sie zu unterstützen, mit ihnen zu lachen und die Welt zu entdecken.

Clarissa Wannenwetsch